Chefarzt werden: Der Weg an die Spitze

22 Mai, 2020 - 07:22
Kea Antes
älterer Arzt neben einem Fenster

Es ist der Traum vieler Ärzte: Eine Stelle als Chefarzt. Kein Wunder, denn das Maß an Selbstbestimmung ist in dieser Position enorm hoch. Doch auf dem Weg dorthin ist Durchhaltevermögen gefragt. Mit dem Ziel vor Augen gilt es, viele Jahre Berufserfahrung zu sammeln und sich fachlich stetig auf einem hohen Niveau weiterzubilden. Hinzu kommt, dass die Stellen als Chefarzt rar sind. Wir zeigen Ihnen, welche Eigenschaften und fachlichen Kompetenzen (Leitende) Oberärzte für den Posten als Chefarzt mitbringen müssen.

Anders als ein Oberarzt leitet ein Chefarzt nicht nur eine Abteilung, sondern eine ganze Klinik oder Fachpraxis. Als führender Arzt trägt er die fachliche und disziplinarische Verantwortung. Sprich: Er kümmert sich um alle medizinischen und strukturellen Abläufe. Als Chefarzt ist man nur noch dem ärztlichen Direktor unterstellt.
 

Die Bezeichnung „Chefarzt“ ist übrigens nicht geschützt, jede Klinik definiert diese selbst, ebenso wie im Detail die damit einhergehenden Aufgaben.

Arzt und Manager zugleich

Eine der wichtigsten Aufgaben von Chefärzten ist es, die medizinische Qualität der Klinik auf einem hohen Niveau zu halten. Sie führen ihr Personal – vom Assistenzarzt über den Facharzt bis hin zum Oberarzt –, überwachen die Tätigkeiten der Oberärzte und leiten zusammen mit ihnen die Weiterbildung der Assistenzärzte. Zudem können sie Prüfungen abnehmen. Im Rahmen der Chefarztvisite besuchen sie Patienten, ordnen Behandlungen an und führen je nach Spezialisierung komplexe Operationen durch.

Darüber hinaus sind Chefärzte gleichzeitig auch Manager. Etwa 70 Prozent der Aufgaben fallen sogar in diesem Bereich. Chefärzte müssen betriebswirtschaftlich denken und handeln, die Finanzen der Klinik im Blick haben und in der Lage sein, sie kosteneffizient zu führen, ohne dass die Behandlungs- und Versorgungsqualität der Patienten sowie die Handlungsfähigkeit der Belegschaft darunter leiden. Auch das Image der Klinik muss ein Chefarzt im Blick haben und es nach außen repräsentieren.

Der Weg zum Chefarzt

Die wichtigsten Grundvoraussetzungen sind ein Facharzttitel und eine mehrjährige Tätigkeit als (Leitender) Oberarzt. Zudem wird erwartet, dass sich Anwärter in dieser Zeit regelmäßig weitergebildet haben. Denn um den hohen medizinischen Anforderungen gerecht zu werden, müssen Chefärzte immer auf dem neusten Stand der Wissenschaft und Technik sein. Einige Kliniken setzen auch explizit Fähigkeiten als Wissenschaftler oder Tätigkeiten in der Forschung voraus.

Schon gewusst? Auch wenn ein Professorentitel keine Pflicht ist, so sehen viele Kliniken diesen als Voraussetzung – wenn auch inoffiziell.
 

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03.04.2024, Elblandkliniken Stiftung & Co. KG - Elblandklinikum Riesa
Riesa

Kliniken suchen längst nicht mehr nur Chefärzte mit einer hohen fachlichen Qualifikation und Berufserfahrung. Im Gegenteil, diese Voraussetzungen gelten als Standard. Insbesondere eine sehr gute wirtschaftliche Denkweise, ein hohes Maß an Belastbarkeit, Verantwortungsbewusstsein, Einfühlungsvermögen sowie sehr gute Führungs-, Sozial- und Kommunikationskompetenzen werden von den Anwärtern erwartet.

Keine starren Rahmenbedingungen

Anders als das Gehalt von Assistenz-, Fach- und Oberärzten ist jenes von Chefärzten nicht tariflich geregelt. Es wird individuell verhandelt. Laut des Kienbaum-Vergütungsreports 2018 „Ärzte, Führungskräfte und Spezialisten in Krankenhäusern“, in dem Daten von 135 Krankenhäusern mit Vergütungsinformationen zu 624 nicht ärztlichen Funktionen und 2.306 Ärzten eingeflossen sind, liegt das Jahresgehalt von Chefärzten bei durchschnittlich 292.000 Euro brutto. Auch streng geregelte Arbeitszeiten gibt es nicht – 60 Stunden oder mehr pro Woche sind keine Seltenheit. Sie sind in der Regel mit dem vereinbarten Gehalt abgegolten.

Übrigens gehört das Absolvieren von Bereitschaftsdiensten und der Rufbereitschaft generell nicht zu den Aufgaben eines Chefarztes. Er muss lediglich dafür sorgen, dass diese für die Abteilung sichergestellt sind. Eine Klausel zur verpflichtenden Teilnahme, sofern diese dringend erforderlich ist, kann jedoch im Vertrag enthalten sein.

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